Krankheiten des Kapitals
Hier werden einige typischen Muster aufgezeigt, wie das Kapital
(Passiva) eine eigene Vermehrung auch dann anstrebt, wenn es die
Aktiva nicht oder nicht mehr hergibt: Die Passiva wächst mitunter
krebsartig, während die Vermögenswerte schwinden oder gar nicht erst
entstehen.
Die Kluft zwischen Aktiva und Passiva wird (zumindest
zahlenmäßig) immer größer: die Möglichkeiten, die Kluft irgendwann
irgendwie zu schließen, immer geringer.
Als "krankhaft" wird bezeichnet, wenn die Berechtigten der
Passiva sich nur auf den Erhalt und möglich auch noch für die
Vermehrung ihrer Passiva kümmern und jegliche Verantwortung für die
Entstehung, Erhaltung und Vermehrung des aktiven Vermögens
verweigern. Selbst eine Verpflichtung hierzu wird in besonders
schweren Fällen weder gesehen, sondern sogar durch Verträge und
Vereinbarungen oder Rechtspositionen auf jeden Fall verhindert.
Krankheiten sind immer:
- Systemische Krankheiten, bei welchen sich die
Krankheitssymptome häufig nur beim "Leidenden" (dem "Patienten")
zeigen,
- Krankheiten des Systems insgesamt,
- Krankheiten als System.
Das System bei unheilbaren Krankheiten besteht immer aus:
- dem Leidenden (Kranken, Symptomträger, Patient),
- dem Helfenden,
- den Hilfen, Medikamenten und Therapien,
- den Rahmenbedingungen,
- den Auslösern,
- dem Verlauf, der Dynamik,
- den Veränderungen in der Krankheit und durch die Krankheit,
- dem Nutzen,
- die Nutznießungen,
- den Folgen.
"Krank" ist häufig nur die Vorstellung, dass etwas "krank" sei,
weil es in irgendeiner Art und Weise von einer (krankhaften) Norm
abweicht, die "das Gesunde" beschreibt.
Ist etwas als "krank" bezeichnet worden, besteht keine Aussicht
mehr zur Gesundung: Alles, was noch erreichbar ist, ist die Freiheit
von Symptomen der Krankheit.
Von Krankheiten und Kranken gehen enorme Bedrohungen aus:
- Kranke verweigern oftmals Hilfen und wehren sich gegen
Helfendes.
- Kranke "verlieben" sich in ihre Krankheiten und tragen sie
zu Markte; "professionelles Leiden".
- Kranke sind anfällig für Heilslehren aller Art.
- Kranken fehlt oftmals die notwendige Distanz,
Kritikfähigkeit, Einsicht.
- Kranke delegieren die Verantwortung für ihre Gesundung auf
Dritte.
- Kranke sind eher am Ende des Leides interessiert als an
einer Gesundung.
- Kranke verweigern oder verleugnen die eigene Verantwortung
für die Krankheit und die Gesundung.
- Kranke überschreiten eher die Grenzen der Moral, Ethik, der
Sitte und des Anstandes, auch gegenüber sich selbst. Die Hürden
zu Aggression und Depression, Selbstverstümmelung werden
kleiner.
- Kranke verändern ihre Werte und Bewertungen, auch über das
Leben und den Tod.
- Kranke werden unberechenbar, neigen zum Entscheiden, Handeln
und Verhalten im Affekt.
- Kranke wehren sich gegen ihre Hilflosigkeit und ihre
Abhängigkeiten oder nutzen sie (oftmals schamlos) aus.
- Kranke betäuben eher ihren Geist, einzelne Organe oder ihren
Körper: Sie "opfern" ihn mitunter stückchenweise.
- Kranke wissen um die Schwächen und Anfälligkeiten von allem,
was als "gesund" gilt. Sie sind "der lebende Beweis" der
letztendlichen Hilflosigkeit allen Helfens.