51. Verteilung des Vermögens
Die Armen
Liquidität der reichen Armen
Die Liquidität für die Bewältigung des Alltag ist in der Regel
gegeben, gesichert oder kann ohne größere Probleme gegebenenfalls
wieder hergestellt werden. Liquidität, die nicht kurzfristig
benötigt (ausgegeben) wird, wird "angelegt".
Die Liquiditätslage der reichen Armen bleibt meistens gleich.
Dazu tragen vielfach bei:
- Für den Wert der eigenen Leistungen und der Gegenleistungen
bestehen klare Vorstellungen. Ungleichgewichte werden nicht
zugelassen, auch nicht zu den eigenen Gunsten.
- Das vorhandene Vermögen wird zusammengehalten.
- Gegenüber Dritten erscheinen sie geizig, knauserig,
kleinlich und kleinkariert.
- Die eher langfristigen Ansprüche und Vermögenswerte, die
"später" ein "gutes oder besseres Leben versprechen, haben
Vorrang vor den kurzfristigen.
- Der gegebene oder erreichte Wohlstand wird als angemessen
und verdient angesehen.
- Die Vorsorge, dass es so bleibt wie es ist oder eher noch
ein bisschen besser wird, ist immer präsent.
- Der Lebensstandard wird nicht wesentlich erhöht, wenn "mehr
Geld ins Haus kommt".
- Die Investitionen werden weniger unter
Renditegesichtspunkten vorgenommen, sondern nach der
Nützlichkeit und der Passung zum eigenen Stil und zum Umfeld.
- Nimmt der eigene Reichtum schneller zu als bei anderen
Personen in ähnlichen Situationen, entstehen Zweifel oder gar
Schuldgefühle, die zu Handlungen führen, die das Ungleichgewicht
wieder beseitigen,
- Es besteht kein Grund anzunehmen, dass es irgendwo anders
oder wesentlich besser sein wird als so, wie es im Moment ist
und wie es weiterhin vorgesehen und geplant ist.
Bei den reichen Armen werden oftmals auch beobachtet:
- Sie verkaufen sich, ihre Familie, Freunde und Freizeit gegen
Geld, auch gerne gegen viel Geld, das den Verlust jedoch nicht
ausgleichen kann.
- Sie hegen oft überzogene Ansprüche: "Bevor nicht..., mache
ich nicht..." Die unrealistischen Ansprüche sind häufig bewusst
und tragen dazu bei, dass "es eher so bleibt, wie es ist."
- Sie sind berechnend: Eigene Leistungen gibt es nur gegen
Gegenleistungen. Als Wert gilt dabei der gemeine Wert oder der
eigene: "Was einem die Sache wert ist."
- Sie investieren viel in ihren Stil, ihr Äußeres, in
Gefälliges, Schönes, Angenehmes (für sich selbst), "weil es sich
so gehört".
- Sie achten auf die Ordnung und genießen die gelegentlichen
eigenen Grenzüberschreitungen.
- Sie können sich einschränken und beschränken: "Was im Moment
nicht geht, das geht auch nicht, zumindest jetzt nicht."
- Sie können gut haushalten und die wichtigen Dinge vor den
dringenden erledigen.
- Sie können sich heraushalten von Dingen, "die nichts
bringen".
- Sie verändern (in ihrem Sinne), was sie verändern können.
- Sie machen etwas aus dem, was sie vorfinden.
Reiche Arme fühlen sich meistens weder "reich" noch "arm":
- Sie nehmen ihre Armut an, besser: die Verhältnisse an, so
wie sie sind - und machen das Beste daraus, was sie dafür
halten.
- Sie rechnen mit einem Erfolg, weil sie etwas tun, während
sie auf ihn und die Verbesserungen warten.
- Sie ändern, was sie ändern können.
- Sie verausgaben sich nicht an Dingen, die wenig Erfolg oder
Verbesserungen (der eigenen Situation) versprechen.
- Sie helfen oft, "damit ihnen hoffentlich auch jemand hilft,
wenn sie mal Hilfe benötigen".
- Sie übernehmen Verantwortung für sich und auch für andere,
wenn dadurch zu erwarten ist, dass "die Dinge sich zumindest
nicht verschlechtern".
- Sie verlangen von Anderen, was sie auch von sich selbst
verlangen.
- Sie filtern die Risiken und erkennen frühzeitig, wenn der
Aufwand größer als der voraussichtliche Nutzen ist, lassen sich
aber nicht unbedingt davon abhalten, es zu tun.
- Sie akzeptieren, "keine großen Sprünge machen zu können".
- Sie bevorzugen Stetigkeit, Kontinuität, Verlässlichkeit.
Reiche Arme verschenken oder vergeben auch manche Möglichkeiten,
ihre Liquidität zu erhöhen oder ihre Gesamtsituation zu verbessern.
Sie:
- setzen oft "alles auf eine Karte".
- lassen sich von "Geheimtipps" verführen, insbesondere, wenn
sie von Personen ihres Vertrauens kommen.
- wollen oftmals "alles auf einen Schlag" ändern und besser
machen.
- verzichten oftmals auf weitere oder höhere Entlohnungen,
- erbringen vielfach ehrenamtliche oder freiwillige Dienste
und Hilfen,
- spenden "großzügig"und sind (meist kalkuliert) freigebig,
"wann man es sich im Moment leisten kann", ("einen ausgeben",
"Saalrunde"),
- haben Zeit für Andere ohne für sich selbst auch Zeit
einzufordern oder anzunehmen,
- beziehen aus den Gemeinschaften Vieles, wofür Andere viel
Geld ausgeben müssen oder müssten,
- halten Geld für wichtig und angenehm, aber nicht für so
wichtig, dass die wirklich wichtigen Dinge des Lebens
hintangestellt werden sollten.
- nehmen gelegentliche Liquiditätsengpässe manchmal in Kauf in
der Hoffnung und Überzeugung, dass sie nur begrenzt sind und
überwunden werden (können).
Reiche Arme investieren mitunter viel Zeit und geben viel Geld
aus für:
- Interessenvertretungen, Verbände, Vereinigungen,
Gewerkschaften,
- Gemeinschaften,
- Vereine, Hobbys,
- Freizeitgestaltungen,
- Hilfen, Hilfen zur Selbsthilfe,
- Betreuungen von Bedürftigen,
- Streiks, Demonstrationen,
- Einsatz für Dritte, "gute Ideen" im Wahlkampf, Gewinnung und
Überzeugung von Anderen, (Überzeugungstäter),
- Schutzbefohlene,
- Partner, Lebensgemeinschaften.
Reiche Arme erhalten oft für ihr eingesetztes Humankapital keine
oder nur eine geringe Vergütung, die als "Liquidität" (Geld)
anfällt. Häufig zu beobachten sind:
- unbezahlte Überstunden,
- unangemessene (zu niedrige) Einstufungen,
- fehlende Sozialleistungen,
- fehlende soziale Absicherungen,
- fehlender Schutz vor Kündigung und Willkür,
- Haftung mit dem eigenen Vermögen,
- unbezahlte Vorleistungen,
- unbezahlte oder zu niedrige Vergütungen in "Probezeiten",
Praktika, Überbrückungszeiten,
- stetige Erhöhungen der Leistungsanforderungen,
- Verweigerung von notwendigen Hilfsmitteln und Ausstattungen.
In Organisationen sind die "reichen Armen" oft die
Leistungsträger. Die Befriedigung, die sie aus den Aufgaben,
Verantwortungen und den eigenen Beiträgen beziehen, sind wichtiger
als das Geld, das ihnen bezahlt (oder vorenthalten) wird.