Virtuelles Lebenswerk von Heinrich Keßler, Appenweier
Kontext: Vermögen - Kapital - Humankapital

Entmenschlichen

Ersetzung der Selbstheilung

Krankheiten sind sehr häufig natürliche Vorgänge. Der menschliche Körper ist auch in der Lage, viele Verletzungen wieder von selbst auszuheilen. Dazu braucht es in der Regel jedoch Zeit, geistige Unterstützung, Medizin und manchmal Eingriffe, Begleitungen und Betreuungen durch Ärzte und Hilfskräfte.

Krankheiten und Verletzungen werden zunehmend als Störungen angesehen, die schnellstmöglich zu beseitigen sind. Häufige Mittel dazu:

1. Ächtung (Stigmatisierung) der Krankheit.
2. Ächtung (Stigmatisierung) der Verletzung.
3. Ausnutzung der Krankheiten oder Verletzungen zu Ansprüchen, Rechten, Forderungen, die über die Unterstützung zur Heilung hinausgehen.
4. Aufrechterhaltung der Krankheiten und Verletzungen zu fortgesetzten Ansprüchen und Wiedergutmachungen.
5. Statt Gesunden: Ersetzen von Gliedern und Organen,
6. Statt leben mit den Folgen der Krankheiten und Verletzungen: "Wiederherstellung" eines "normalen" Lebens nach den Maßstäben von Gesunden.
7. Entmündigung der Kranken und Verletzten.
8. Krankheiten und Verletzungen werden dramatisiert,
9. Alles, was von irgendetwas situativ oder ständig abweicht, wird als "krank" bezeichnet.
10. Alles, was nicht einer "Norm" entspricht, wird als anormal bezeichnet, was zu korrigieren sei.
11. Die Grenzen des Körpers und des Geistes werden durch allerlei Mittel gedehnt und schließlich überschritten.

Wer verletzt oder krank ist, ruft zuerst nach Hilfe und überlegt erst dann, was selbst für die Heilung zu tun oder zu unterlassen ist.