53. Sterben des Vermögens
Es geht um die Art und Weise, wie Vermögen seine Eigenschaft als
Vermögen verliert.
Sterben ist ein unausweichlicher, unaufhaltsamer, fortlaufender
Prozess, der zum Tode führt. Sterben führt zum Verlust der
Lebensfähigkeit, die mit "dem letzten Atemzug" und "dem letzten
Herzschlag" zusammenbricht und aufhört.
Sterben kann verzögert, jedoch nicht geheilt werden. Bereits
gestorbene Teile können nicht ersetzt werden.
Sterben beginnt, wenn das Vermögen:
- seine Funktionen erfüllt hat,
- gegeben hat, was es konnte,
- nicht (mehr) die erforderlichen Ressourcen erhält oder
erhalten kann,
- nicht (mehr) die verfügbaren Ressourcen verarbeitet oder
verarbeiten kann,
- sich nicht (mehr) aus eigener Kraft erhält oder erhalten
kann,
- sich nicht (mehr) aus eigener Kraft erneuert oder erneuern
kann,
- sich nicht (mehr) gegen ungünstige und schädliche
Einwirkungen wehrt oder wehren kann,
- die Hilfen zur Selbsterhaltung nicht (mehr) erhält, erhalten
kann oder annimmt,
Der Sterbeprozess beginnt oder wird beschleunigt durch:
- Verzicht auf Impulse,
- Verzicht auf Erneuerungen,
- Verzicht auf Anregungen,
- Verzicht auf Auseinandersetzungen,
- Verzicht auf Veränderungen,
- Verzicht auf Entwicklungen,
- Verzicht auf (eigene) Pflege, Ruhe, Regenerierung,
- Verzicht auf Widerstand,
Sterben zeigt sich oftmals auch:
- in der Konzentration auf die (eigenen) Mängel, Schwächen,
- als Dysfunktionen, Fehlfunktionen von Gliedern, Organen,
Prozessen,
- seine Funktionen nicht (mehr) oder nur noch fehlerhaft
erfüllt oder erfüllen kann,
- Verweigerung von Hilfen,
- Auslassungen,
- zunehmende Mängel und schließlich Unfähigkeit, die
Ressourcen zu erkennen, zuzubereiten, aufzubereiten, zu nutzen
und zu verwerten,
- zunehmend mangelhafter und schließlich unterbleibender
Schutz gegen schädliche Einwirkungen,
- zunehmende Fortsetzung selbstschädigendem Verhaltens,
- zunehmenden Störungen und schließlich Ausfall von Gliedern,
Organen, Funktionen und Prozessen,
Sterben besteht auch im fortschreitenden:
- Verlust des Raumes,
- Verlust der Zeit,
- Verlust der Bedeutungen,
- Verlust der Werte,
- Ausbruch des bisher Verdrängten, Unterdrückten,
Beherrschten,
- Ausfall der Kontrollen, der Steuerungen, der Regeln,
Das Sterben wird vielfach verzögert, mitunter auch beschleunigt
durch:
- die Medizin,
- die Kunst der Ärzte,
- Hilfsmittel, Krücken, Orthesen,
- Operationen, Entfernen toter Glieder oder Organe,
- Anpassungen der Verwendungen und des Einsatzes,
- Anpassungen des Umfeldes, ("Barrierefreiheit"),
- Entfernungen von Barrieren,
- Verkleinerungen des Lebensfeldes, Bewegungsfeldes,
Handlungsfeldes, Entscheidungsfeldes,
- Hilfen, Betreuungen, Versorgungen,
- Erlassen oder Entlassen aus Ansprüchen.
Sterben geschieht durch die fortschreitende Fügung in das
Unausweichliche. Sterben gelingt schließlich durch die Hingabe an
das Sterben und die Einlassung auf das Sterben. Es bedeutet die
fortschreitende Hingabe (Hergabe, den Verlust) von allem was man
(oder das Vermögen) ausmacht.