Virtuelles Lebenswerk von Heinrich Keßler, Appenweier
Kontext: Vermögen - Kapital - Humankapital

91. Sterben des Kapitals.

Erstarrung des Bezugsrahmens.

Der Bezugsrahmen erstarrt zum Korsett, das nur noch bestimmte Bewegungen unterstützt und zulässt.

Merkmale für einen erstarrenden Bezugsrahmen:

1. Die Zahl der Menschen, welche die Einhaltung des Bezugsrahmens überwachen ist größer als die Zahl der Menschen, die sich an ihn halten.
2. Die Kontrollen werden schärfer.
3. Verstöße werden härter bestraft.
4. "Abweichler" werden immer früher identifiziert und "in Schach gehalten".
5. Neue Ideen werden wie alle Neuerungen zunächst "geprüft" und nur dann zugelassen, wenn sie den bisherigen Bezugsrahmen verstärken oder zumindest bestätigen.
6. Wer sich nach etwas anderem orientiert, gilt als Ketzer, Nestbeschmutzer oder Verräter.
7. Die Welt wird immer einfacher, besser eintöniger.
8. Die Bewegungen erfolgen ausschließlich im Rahmen des Bezugsrahmens: Alles andere wird von vornherein unterlassen oder unterbunden.
9. Wenn alle sich an den Bezugsrahmen halten, scheint alles in Ordnung zu sein: Es herrscht Friede und Eintracht.
10. Das Gehirn wird nicht mehr benötigt: Es ist ja sowieso alles geregelt oder vorgeschrieben.

Ein erstarrender Bezugsrahmen erfüllt seine bisherigen Funktionen immer perfekter. Er wird jedoch immer unbeweglicher. Es wird verlernt, sich Neuem zu stellen und es zu integrieren. Am Schluss genügt ein kleiner Impuls, um das gesamte erstarrte System zu stürzen: Es hat nichts entgegen zu halten.

Der erstarrende Bezugsrahmen wird immer mehr zum Gefängnis. Er erlaubt nur noch Anpassung und Unterwerfung. Jegliche Entwicklung wird immer mehr ausgeschlossen.

Die Erstarrung geschieht stetig, häufig durch

1. Bequemlichkeit,
2. Routinen,
3. Automatismen,
4. Kontrollen,
5. Perfektionierungen,
6. Arbeitsteilungen,
7. Funktionsteilungen,
8. Machtbündelungen, Allianzen,
9. Feindbilder,
10. Selbstgefälligkeit.