HCS Human Capital System

Virtuelles Lebenswerk von Heinrich Keßler, Appenweier
Kontext: Vermögen - Kapital - Humankapital


Kontext: Vermögen - Kapital - Humankapital

Begriffe: Bildungsrendite.

Gehört und im Fernsehen gesehen am 04.06.2010 als Ausschnitt einer Rede vor dem Parlament in Nordrhein-Westfalen (Der Redner ist inzwischen in einer anderen Funktion.):

"Die Investitionen (Ausgaben) des Staates in die Bildung werfen eine besonders hohe Rendite ab: Die Gebildeten erreichen höhere Einkommen, zahlen dadurch mehr Steuern, behalten ihre Arbeitsplätze länger bzw. finden schneller einen neuen Arbeitsplatz und fallen deshalb den Sozialkassen künftig weniger zur Last.".

Diese Aussage strotzt nur so von Fehlverständnissen wie Kapital und Humankapital zusammenhängen, wenn sie auch gleichsam ein Beleg für den herrschenden Zeitgeist ist:

  1. Die Kosten der Bildungssubventionen werden aus (nicht vorhandenen) Steuergeldern bezahlt, d.h. erhöhen die Staatsverschuldung.
  2. Als Bildungskosten werden auch die Kosten der mitunter längst überfälligen Gebäudereparaturen und Modernisierungen bezeichnet: Nur, durch Gebäuderenovierungen und die Erstellung von neuen (Bildungs-)Medien ist noch niemand gebildet geworden.
  3. Die Bildungssubventionen betreffen häufig einen Personenkreis, der meiner Meinung nach eher eine unbelastete und unbekümmerte Kindheit erfahren sollte, nämlich die Kleinkinder und Vorschulkinder.
  4. Gefördert werden Bildungsmaßnahmen mit bekannten Inhalten. Die Sucht nach "Zertifizierungen" und "Scheinen" sowie "Credit Points" verhindert eher, dass neue und damit relevante Bildungsinhalte gefördert werden: Die Annahme, dass heute für wichtig gehaltene Bildungsinhalte morgen tatsächlich eine Bedeutung haben, war schon immer falsch. Das Risiko der Bildung, die sich amortisieren soll, sich aber letztlich als "wertlos" erweist, ist deshalb enorm!
  5. Bildungsförderung wird zum "Anspruch": Parallel zur zunehmenden Lautstärke der Forderung nach "mehr Bildung", senken die Unternehmen die eigenen Investitionen in ihre eigenen Mitarbeitenden, mit denen sie die gemeinsame Zukunft gestalten wollen oder sollten.
  6. Nutznießer der Bildungsförderung sind bestenfalls die Bildungsanbieter, Personen und Organisationen, die durch die geförderten Bildungsangebote einstweilen ihren Arbeitsplatz erhalten können.

Kritik:

Gefördert und damit gebildet werden kann nur das, was die gegenwärtige Bildungspolitik und die Lobbyisten der Bildung als "Bildung" durchsetzen. Die Folge wird eine Flut von Zertifizierungen sein, in welchen die "Gebildeten" in ihren Lebensläufen nachweisen, welche Bildungsmaßnahmen sie genutzt haben. Der Wettbewerb um die "besseren" Zertifikate ist bereits voll entbrannt.

Das verfügbare Wissen und damit der Umfang dessen, was gebildet werden könnte, steigt immer schneller an als alle Möglichkeiten, wenigstens Bruchteile des neuen Wissens (zusätzlich) zum "alten" Wissen zu vermitteln. Reine Informationsvermittlung und Faktenlernen ist keine Bildung, sondern bestenfalls eine angenehme Freizeitgestaltung.

Wissen - und Bildung - das nicht genutzt und stetig aktualisiert wird, geht verloren bzw. wird zu Halbwissen oder Falschwissen oder überholt.

Die Inhalte der subventionierten Bildung werden danach ausgewählt, ob die Teilnahme "zertifiziert" werden kann. Zertifiziert werden kann jedoch immer nur "altes" Wissen. Neues Wissen zu bilden, wird nicht gefördert. (Die Übertragung bekannter Inhalte in moderne Kommunikationsmedien ist Mediengestaltung, aber keine Bildung.)

Die "Vergleichbarkeit" von Bildungsmaßnahmen wird wichtiger als die Bildung (der Personen).

Wird der Bildungsstand allgemein erhöht, wird auch das Anspruchsniveau an Arbeitnehmer erhöht: die Vergütung braucht nicht zu steigen, denn an gebildeten Personen besteht ja kein Mangel (mehr). Die höheren Steuereinnahmen durch höhere Gehälter werden deshalb mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ausbleiben.

Und: Die Eigenbildung, die Förderung und Entwicklung der eigenen Talente durch Spaß, Tun, Spiel und Entdecken, die Bildung und Selbstqualifizierung sowie die Kompetenzentwicklung durch Lebenserfahrung, Praxis und durch den Alltag verliert weiter an Respekt und Anerkennung: Es fällt für diese tatsächliche Qualifizierungen einfach keine Urkunde an, die irgendjemand irgendwann einmal vorgezeigt werden könnte. Die Verschulung der Bildung und die Verwaltung von so genannten Skills (Papiernachweisen von "geprüften" Qualifizierungen) werden zunehmen: Der "Schein" ersetzt das "Sein".

 

 

Begriffe.


Begriffe

Armeln

Ausgleich ("=")

Bilanz, Aktiva, Passiva, "Soll" und "Haben", Gewinn- und Verlustrechnung, Aufwand, Ertrag

Besitz

Bildungsrendite

Bonität

Eigentum

Geld

Liquidität

Reicheln

Rentabilität

Schied

Summen

Teilungen

Verortungen

Hinweise:

In anderen Kontexten können dieselben Begriffe in einer anderen Art und Weise verwendet werden. Es handelt sich nicht um Legaldefinitionen, sondern um Arbeitshilfen.