62. Orientierungsbilanz
Befund:
Der Befund ist immer individuell, subjektiv und von der
vorherrschenden emotionalen Tönung bestimmt. "Objektive" Befunde
beruhen auf Festlegungen von Kriterien und der Art und Weise, wie
sie festgestellt und "objektiv" bewertet werden (können, dürfen).
Der Befund zeigt die getroffenen Wahlen zwischen:
- Effizienz (Wirtschaftlichkeit oder Effektivität (Wirkung),
- Wohlbefinden oder Lösung (des Problems),
- Selbstverantwortung oder Delegation der Verantwortung an
Dritte,
- Selbststeuerung oder Fremdsteuerung,
- Gehorchen (folgen) oder Widerstand,
- Belassen oder Ändern,
- geschehen lassen oder eingreifen,
- handeln oder unterlassen,
Es geht um die Wahl zwischen:
- Art des Spielfeldes und Art und Weise des Spieles,
- Spieler oder Spielfigur sein,
- Regeln und Spielregeln,
- Chancen und Risiken,
- Aktivität und Passivität,
- Gelegenheit und Passung,
- Rolle und Funktion,
- Aufgaben und Verantwortungen,
- Zuständigkeiten und Kompetenzen,
- Wollen und Können.
Der Befund zeigt:
- die vorherrschenden Orientierungen,
- die Reihenfolge der Orientierungen bei Entscheidungen,
- die Konkurrenz zwischen den Orientierungen,
- die Art und Weise, wie sich Orientierungen zur Kontinuität
formen,
- die Konflikte zwischen den Orientierungen,
- die Verträglichkeit, Unverträglichkeit und Gegensätzlichkeit der Orientierungen,
- den Kampf der Hintermänner und Hinterfrauen sowie Vorfahren
und Nachfahren um die Vorherrschaft der Orientierungen, denen
gefolgt werden soll, darf, kann oder muss,
- die Zerrissenheit zwischen den Orientierungen,
- die Art und Weise, wie die Unterschiede, Ergänzungen und
Widersprüche der Orientieren geführt ("umgesetzt" werden,
- die Art und Weise, wie und welche Orientierungen zu den
eigenen gemacht und als solche ausgegeben werden.
Der Befund zeigt auch typische Verhaltensmuster auf, wie:
- "Es darf sich alles ändern, wenn alles so bleibt, wie es
ist."
- "Erst schießen und dann zielen."
- "Der Spatz in der Hand ist wichtiger als die Taube auf dem
Dach."
- "Wie gewonnen, so zerronnen."
- "Fremde Lorbeeren ernten."
- "Wer zuerst zuckt, hat verloren."
- "Wer zuerst kommt, mahlt zuerst."
- "Das Recht des Stärkeren."
- "Der Zweck heiligt die Mittel."
- "Wohlgetan ist gut getan."
Der Befund ist immer ein Ergebnis der:
- Einstellungen,
- Einbildungen, Wahrnehmungen,
- Empfindungen,
- Beteiligungen,
- Beherrschung,
- Position, Status,
- Funktion,
- Rolle,
- Aufgaben,
- Verantwortungen.
Mahnungen:
Es gibt keine "richtige" oder "falsche" Mischung der
Orientierungen. Sie ändern sich eh ständig.
Es besteht ein hohes Risiko, bei den Auseinandersetzungen mit der
Orientierungsbilanz die Wahrnehmungen und Bewertungen absichtlich,
unabsichtlich oder unwillkürlich im Sinne der bevorzugten,
erhofften, erwarteten oder erwünschten Ergebnisse zu gestalten. In
der Regel sind die heimlichen oder offenen Manipulationen jedoch
unerheblich, weil die bearbeitende Person um die Korrekturen weiß:
Sie weiß genau, ob sie ihren eigenen Einschätzungen trauen kann oder
nicht und was die Ergebnisse bedeuten.