62. Orientierungsbilanz
Die Orientierungen an der Zukunft und für die Zukunft.
Es geht um solche Orientierungen, die davon geprägt sind, dass
Folgen und Wirkungen sich nicht auf die unmittelbaren Folgen und
Wirkungen begrenzen, sondern sich erst nach einem bestimmten Zeitablauf
zeigen (können, werden, sollen, dürfen, müssen).
Die Orientierungen haben viel zu tun mit:
- der Ohnmacht, die Zukunft nach eigenem Gusto gestalten zu
können.
- dem Anspruch, dass die Zukunft heilt, was im Moment
unvollständig, unvollkommen, fehlerhaft oder mangelhaft ist.
- dem Willen, dass geschehe, was man will.
- dem Vertrauen, dass Vieles sich so ereignen wird, wie es
vorgesehen ist, obwohl man dazu etwas getan oder unterlassen
hat.
- dem Wissen, dass Vieles sich anders zeigen und ereignen
wird, obwohl man dazu etwas beigetragen oder unterlassen hat.
- der Sehnsucht, dass sich "in der Zukunft" etwas erfüllen
möge, was im Moment nicht erfüllbar ist oder scheint.
- der Hoffnung, dass sich "in der Zukunft" etwas beendet, was
im Moment stört, schädigt oder nachteilig erscheint oder ist.
- der Erwartung, dass sich alles auszahlt und zurückkommt und
zurück fließt, was freigegeben und investiert wurde.
- der Macht, jetzt und weiterhin "mit aller Gewalt" zu
verhindern oder zu stören, was von selbst sich ereignen könnte
und würde.
- dem Wissen, dass die Zukunft stattfinden wird, gleichgültig,
was im Moment geschieht, getan oder unterlassen, wahrgenommen
oder entschieden wird, gleichgültig von wem und mit welcher
Absicht.
Es geht um:
- Spekulationen,
- Kalkül, Berechnungen, Absichten,
- Machtgefühle,
- Ohnmachtsgefühle,
- Überlegenheit und Unterlegenheit,
- aktive und passive Abhängigkeiten,
- Lust und Unlust,
- Vertrauen und Misstrauen,
- Zulassen und Verhindern,
- Bestimmungen und Freiheiten.
Es geht um:
- die Art und Weise des Umgangs mit Unsicherheiten,
- die Art und Weise des Umgangs mit Ängsten,
- Bedrohungen,
- Gefahren,
- Risiken,
- Chancen,
- die Art und Weise der Begrenzungen auf das gegenwärtig
Machbare und Mögliche,
- die Art und Weise der Verantwortung für die Folgen des
eigenen Denkens, Planens, Entscheidens, Handelns und Verhaltens,
- die Bereitschaft und die Fähigkeit zu Veränderungen und
Entwicklungen,
- die Bereitschaft, sich auf die Zukunft einzulassen, so wie
sie sich erweisen wird.
Es geht um:
- Visionen,
- Vorstellungen,
- Wünsche,
- Sehnsüchte,
- Vertrauen,
- Verführungen,
- Blendungen, Verblendungen,
- Fixierungen,
- Vorsicht (im wahrsten Sinne des Wortes),
- Rücksicht (aus der Zukunft in die Gegenwart).
Es geht um:
- Verzichte in der Gegenwart für die Zukunft,
- Vorwegnahme der Zukunft in der Gegenwart, "So tun als ob",
- die Erhaltung der Welt für die Nachfahren: Vorbereitung und
Erhaltung der Lebensgrundlagen,
- die Überwindung der Welt, zumindest von offensichtlichen
Grenzen und Begrenzungen "der Welt", insbesondere der eigenen,
- Zulassen, Abwehr, Einbezug von Neuem,
- Trennen, Auflösung und Beendigung von Überholtem, Faulen,
Maroden,
- Gestalten, Anpassen, Korrigieren des Bestehenden für die
Zukunft,
- Schaffen von Neuem, das sich erst in der Zukunft bewähren
kann,
- Verantwortung für die gemeinsamen Rahmenbedingungen der
Zukunft für sich und Andere,
- Entscheidungen, Handlungen und Verhaltensweisen, welche die
Zukunft in der erwünschten Richtung begünstigt.
Die Zukunft wird nicht erst zu dem Zeitpunkt beginnen, welcher
"als Beginn der Zukunft" angenommen wird. Die Zukunft hat längst
begonnen, gleichgültig, was damit verbunden wird und auf welche Art
und Weise die Auseinandersetzungen mit der Zukunft erfolgen.
Annahmen, die Zukunft würde "erst später" beginnen, zeigen sich
häufig in Aussagen wie:
- "im nächsten Jahr",
- "in der nächsten Periode, Planungsperiode",
- "in der nächsten Runde",
- "gelegentlich",
- "in absehbarer Zeit",
- "mit großer (kleiner) Wahrscheinlichkeit",
- "bevorzugt",
- "unter Berücksichtigung von...",
- "mit dem Schwerpunkt...",
- "...wird sich noch zeigen (müssen)".
Allen Aussagen gemein ist die Unsicherheit und die Akzeptanz,
nicht wissen zu können und auch nicht zu brauchen, wie die Zukunft
sich tatsächlich ergeben wird.