70. Erfolgsbilanz
Ertrag: Kapital
Es geht eher um die Folgen des Kapitals als um die Erfolge, die
durch das Kapital und mit dem Kapital und als Kapital eintreten.
Üblicherweise werden "Zinsen" und "Kursveränderungen" als "Erfolge
des Kapitals" und "Ertrag des Kapitals" angesehen und entsprechen
behandelt. Tatsächlich sind es lediglich Änderungen der nominellen
Werte, zu welchen das Kapital selbst nichts, aber auch gar nichts
beigetragen hat, außer, dass ihm ein Anfangswert zugewiesen wurde,
der als Grundlage für die Veränderungsrechnungen dient.
Als Erfolge des Kapitals werden oftmals angesehen:
- Die Machtverhältnisse sind, werden oder bleiben stabil. Es
genügt die Verfügungsmacht über das Kapital, um frei zu sein von
z.B. der Verantwortung für das, was mit dem Kapital und durch
das Kapital geschieht, veranlasst, beendet oder unterbunden
wird.
- Kapital in Form von Forderungen (Guthaben) können
eingetrieben werden: Irgendjemand muss es zurückzahlen oder
tauschen.
- Eigene Schulden brauchen nur im Rahmen des vorhandenen
Kapitals bezahlt werden. Alle darüberhinausgehenden Schulden
werden "sozialisiert" oder den künftigen Generationen belastet.
- Das Verfügungsrecht über das Kapital schafft Pfründe für das
private Leben und den Lebensstil.
- Mit Geld (Kapital) kann man alles "kaufen", was käuflich
ist.
- Die Bewertungen in Kapital, z.B. als "Preis" oder "Kurs"
bestimmen, was etwas "wert" ist und zu welchem Wert (Preis,
Kurs) es "getauscht" werden kann.
- Erfolg (des Kapitals) ist, wenn "die Gesellschaft" für die
Werthaltigkeit des Geldes (Kapitals) haftet.
- Durch Preisänderungen (Kursänderungen) kann das Volumen
("die Höhe des Kapitals") "berechnet", geregelt, gesteuert,
verbucht, vereinbart und manipuliert werden.
- Wer Kapital gibt, braucht ansonsten nichts beitragen zu dem,
was mit dem Kapital geschieht: Die Beiträge sind und bleiben
"Angelegenheiten der Anderen", worin auch immer die Beiträge
geschehen.
- Wer Kapital nimmt, ist verpflichtet, Leistungen und Beiträge
zu erbringen ohne einen Eigennutz, der über die Fähigkeit
hinausgeht, das erhaltene Kapital nebst Zinsen "zurückzahlen" zu
können. Das Geld fließt dann immer dem jeweiligen
"Kapitaleigner" zu, gleichgültig, wie und wodurch er die
Gläubigerschaft erworben hat.
- Wird Kapital verknappt, "steigt der Zins" für das Kapital,
das an anderen Stellen genötigt wird als dort, "wo es sitzt".
- Kapital kennt keine Moral und keine Ethik.
- Wer über das Kapital verfügt, kann sich persönlich als
Gönner und Förderer zeigen. Bevorzugt sind "soziale Projekte",
Kunst und Kultur.
- Das Kapital schafft eine Objektivität, wo keine ist und sein
kann. Das Subjektive und Willkürliche wird aufgehoben oder
bleibt im Dunkeln.
- Das Kapital macht die Welt einfach, berechenbar,
willkürlich, beliebig, kalkulierbar und manipulierbar.
- Kapital schafft Abhängigkeiten.
- Wer nur "vom Kapital" lebt, ist und bleibt letztlich "ein
armer Mensch": Das Wesentliche und das Wesen haben keinen
Kapitalwert.