47. Prognosebilanz
Es geht um die Vorwegnahme von Folgen von Änderungen,
Veränderungen, Entwicklungen, Entscheidungen, Haltungen und
Verhalten, in der Regel bis zu einem bestimmten Zeitpunkt.
Prognosen sind häufig:
- Vorschauen,
- Ableitungen, Weiterführungen von Trends, Moden, Dynamiken,
- Vorbestimmungen,
- Orakel,
- Voraussagen,
- Aussichten,
- Vorwegnahmen erwarteter oder befürchteter Erfahrungen,
- Fortschreibungen bisheriger Annahmen,
- Wiederholungen von bisherigen Erfahrungen,
- Projektionen, Phantasiegebilde, Szenarien.
Alle Prognosen weisen folgende Merkmale auf:
- Es erfolgt eine Auswahl von Rahmenbedingen.
- Es erfolgt eine Auswahl von Veränderungen.
- Es erfolgt eine Auswahl von Wirkungen.
- Es erfolgt eine Auswahl aus dem Umfeld und der Umwelt.
- Es werden bestimmte Wahrscheinlichkeiten angenommen.
- Es werden Annahmen oder Unterstellungen gemacht.
- Es werden Voraussetzungen bestimmt.
- Es werden Bedingungen bestimmt.
- Es wird davon ausgegangen, dass das Wissen für die Prognose
ausreicht.
- Es wird (stillschweigend) unterstellt, den "richtigen"
Blickwinkel zu haben und in die "richtige" Richtung zu schauen.
Die Prognosebilanzen zeigen auch auf:
- was (bereits) aufgegeben wurde oder wird.
- was nicht mehr weiter verfolgt wird.
- was für wahrscheinlich gehalten wird, gleichgültig aus
welchem Grunde.
- worin die "Fata Morgana" besteht, was einem selbst
vorgaukelt oder vorgegaukelt und dennoch für real gehalten wird.
- was tatsächlich noch nicht erreicht ist oder wurde und
deshalb "noch in der Zukunft liegt".
- wovor Angst besteht und was befürchtet wird.
- wofür eine Bereitschaft besteht, sich zu engagieren.
- wofür eine Bereitschaft besteht, Ressourcen einzusetzen.
- wohin die Steuerungen bereits ausgerichtet sind.
- was (noch) zu entscheiden und (verbindlich) festzulegen ist.
Prognosebilanzen bilden die Grundlagen für politische,
gesellschaftliche, wirtschaftliche und persönliche Programme.
Prognosebilanzen bilden den Hintergrund von Projekten,
Investitionen, Desinvestitionen, Kooperationen und Vorsorgen.
Prognosebilanzen zeigen immer auch die Vorsicht: Es wird "voraus
gesehen", was offensichtlich oder (noch) verborgen ist oder scheint.
Mahnungen:
- Prognosebilanzen sind niemals ganzheitlich.
- Prognosebilanzen sind immer linear: Sie folgen immer einem
logisch nachvollziehbaren oder zumindest plausiblen
Ursachen-Wirkungsprinzip.
- Tritt eine Prognose ein, geschieht nichts: Sie tritt wie
selbstverständlich ein. Der Eintritt einer Prognose wird deshalb
in den allermeisten Fällen nicht bemerkt, ebenso wenig, dass
etwas anderes als vorgesehen geschieht oder eintritt.
- Scheinen sich die Prognosen "zu bestätigen", werden sie in
der Regel "fortgeschrieben", häufig linear oder nach mehr oder
weniger komplizierten Formeln, die eine "größere Genauigkeit"
versprechen (sollen).
- Prognosebilanzen sind schöpferische Akte, die gleichzeitig
auch zerstören,
- Prognosebilanzen erfordern viel Verantwortung für die
Prognosen: Sind die Prognosen einmal in der Welt, bleiben sie
und "wollen sich verwirklichen".
Prognosebilanzen legen immer offen:
- was angenommen wird,
- was die Wirklichkeit ist oder für die Wirklichkeit gehalten
wird,
- welche Schwerpunkte die Realität (im Moment der Prognose)
bestimmen,
- die Erwartungen an und von Veränderungen,
- die Befürchtungen,
- die Sichtweisen,
- die Bevorzugungen,
- die Bindungen,
- die Einschätzungen der eigenen Möglichkeiten und
Verantwortungen,
- die Bewältigungsstrategien.