Prozess der Teilungen
7. Teilung: Entstehung von fremden Welten
Durch die Teilungen entfernen sich die Teile voneinander: Sie
werden sich fremd.
Es entstehen individuelle
- Orientierungen,
- Schwerpunkte,
- Dynamiken,
- Prozesse,
- Eigenheiten,
- Eigenschaften,
- Eignungen,
- Interessen,
- Bedürfnisse,
- Regelungen und Steuerungen.
Die Menge und die Inhalte der Gemeinsamkeiten gehen immer mehr
verloren, je länger die Teilung besteht.
Es entstehen:
- Bevorzugungen der eigenen Sichtweise,
- Blindheit, Betriebsblindheit, "blinde Flecken",
- Intoleranz,
- Selbstgenügsamkeit,
- Bescheidenheit,
- Selbstgerechtigkeit,
- Selbstverteidigung,
- Abgrenzungen, Mauern, Barrikaden,
- Neugierde, Neid,
- Vorsicht.
Je fremder durch die Beschäftigungen mit sich selbst die andere
Welt geworden ist, entstehen:
- Vorbehalte gegen das Fremde,
- Vorurteile,
- Angst vor dem Fremden,
- Bekämpfung des Fremden,
- Wettkampf um die Vorherrschaft vor dem Fremden,
- Schutz vor dem Fremden,
- Bedrohung des Fremden,
- Sicherung der eigenen Gefolgschaft,
- Verurteilung des Fremden,
- Vernichtung des Fremden,
Es entstehen die Sorgen um den Verlust:
- der eigenen Identität,
- des eigenen Bestandes,
- des eigenen Überlebens,
- der eigenen Wahrheiten,
- der eigenen Strukturen,
- der eigenen Regelungen und Steuerung,
- der Macht und des Einflusses,
- der Unversehrtheit,
- der Gesundheit,
- der Existenz.
Die fremden Welten erfahren von ihrer Fremdheit meistens erst,
wenn sie konkret angegriffen werden.
Es entstehen durch die fremden Welten jedoch auch:
- Vernunft,
- Aufmerksamkeit,
- Selbstreflexion,
- Selbstwahrnehmung,
- Auseinandersetzung mit dem Eigenen und dem Fremden,
- Versuche und Experimente,
- Kooperationen,
- Ergänzungen,
- Delegationen (an das Fremde oder vom Fremden),
- (gemeinsame) Projekte.
Durch die so entstehenden neuen Welten sind insbesondere die
Funktionen zu erfüllen:
- die eigene Welt zu schützen,
- die andere, fremde Welt zu ertasten,
- den Abstand zwischen den Welten zu wahren,
- das möglicherweise Nutzbringende zu erkennen,
- das Neue in einem geschützten Rahmen zu erproben,
- die Fremdeinwirkungen zu begrenzen,
- die eigenen Wirkungen auf das Fremde zu sichern, zu erhalten
und zu erhöhen,
- die eigene und die fremden Welten gegebenenfalls (wieder)
strikt zu trennen,
- die Brücken zu bauen und instand zu halten,
- die Gemeinsamkeiten gegebenenfalls wieder zu beenden.
Das Eigene und das Fremde sind Welten innerhalb der Einheit und
des Ganzen: Es ist nicht möglich, "das Fremde" zu beseitigen. Es ist
nur möglich, "das Fremde" kennenzulernen: Doch dann ist es nicht
mehr fremd.
Wer das Fremde nicht kennenlernt oder kennenlernen will, darf
oder kann, bekämpft in dem Fremden, besser: in dem, was er für "das
Fremde" hält, nur Teile von sich selbst und in sich selbst: Der
Kampf ist ungewinnbar. Er ist zu Ende, wenn man sich den bekämpften
Themen öffnet und sich mit ihnen auseinandersetzt. Mögen muss man
sie ja deshalb auch weiterhin nicht.